Wohltätigkeitsdinner in München

Ein Wohltätigkeitsdinner - Wohltätig auch für die Teilnehmer

 

Freitagabend, 1. Dezember. Der Beginn des Schneechaos in München. Im äußersten Westen der Stadt bereitet ein Team von Freiwilligen das Benefizdinner unter dem Motto „Früchte der Hoffnung“ vor. Trotz Schneechaos: Die ca. 50 angemeldeten Gäste kommen pünktlich.

Chefkoch Stefano und seine Frau Marcella (Bild rechts) haben das Küchenteam organisiert. Als ich ankomme, sehe ich festlich geschmückte, sorgfältig gedeckte Tische. Alles geschmackvoll, nichts wirkt improvisiert. Die Kellner- auch alles Freiwillige - wirken in ihren schwarz-weißen Outfits hochprofessionell. Und sie strahlen. Es sind Studenten, Ingenieure, junge urbane Professionals. Als ich in die Küche komme, spüre ich ein wenig das Lampenfieber, das alle haben.

Das Menu: Internationale Spitzenküche passend zu den Projekten. Der Wein: Vom Chefkoch passend ausgewählt und professionell kredenzt. Gute Tropfen. Und zwischen den Gängen wird jeweils eines der Projekte vorgestellt, die mit dem Benefizdinner unterstützt werden sollen. Alles wird souverän und diskret serviert.

Im Anschluss an einen leichten, aromatischen griechischen Salat mit Fetakäse und wunderbarem Olivenöl berichten Stephan Scholz und - in einem Video -  Fabiola und Filippo aus der „Casa Famiglia“ aus Athen. Eine bewegende Lebensgeschichte eines Ehepaars, das alles verlässt und nach Griechenland zieht und dort ein Haus erwirbt, in dem nicht nur die eigene Familie mit ihren X Kindern wohnt, sondern auch Obdachlose und Geflüchtete aufgenommen werden.

Das Rezept für die Suppe aus Meeresfrüchten kommt aus Kamerun, dem Land des zweiten unterstützten Projekts: Zentrum Edimar. Yoga Mireille, die Leiterin des Zentrums, zitiert einen Jugendlichen, der auf der Straße lebt: „Wenn wir Kleidung oder etwas zu essen haben wollen, gehen wir zum Sozialamt. Wenn wir ein Wort wollen, das das Leben erklärt, kommen wir ins Zentrum“. Bildung, Erziehung, eine Chance für die Straßenkinder von Yaoundé, der Hauptstadt Kameruns. Yogas Auftritt im kurzen Film reißt alle mit. Sie ist ein Wirbelwind der Nächstenliebe.

Dem folgt ein Teller mit einer Vielfalt italienischer Spezialitäten: Kalbfleischtaschen gefüllt mit Salbei und Parmaschinken, ein feiner Safranrisotto und Artischockenherzen. Dieses italienische Menu auf einem Teller - in Italien wären das drei Gänge gewesen - lässt das Tischgespräch ein wenig verstummen, denn alle konzentrieren sich auf die Aromen.

Bevor dann ein Dessert aus der Ukraine serviert wird, berichtet Elena vom Projekt Emmaus, eine Nichtregierungsorganisation, die 2011 von einer Gruppe von Freunden in Charkiw in der Ukraine gegründet wurde. Sie betreuen Menschen mit Behinderungen oder die aus öffentlichen Einrichtungen für Minderjährige ohne elterliche Fürsorge (Waisenhäuser, Heime im sowjetischen Stil, die es in der Ukraine noch gibt) entlassen wurden. Kriegsbedingt mussten sie fliehen und leben jetzt in einem Haus in Norditalien.

Nach Ende des Dinners Applaus für die Mannschaft, die alles so liebevoll vorbereitet hat und natürlich für den Chefkoch, der uns im Pfarrsaal auf dem Niveau eines Sternerestaurants verwöhnt hat. Die Gespräche über die bewegenden menschlichen Hintergründe dieser Projekte enden noch lange nicht. Viele bleiben bei einem weiteren Glas Wein am Tisch sitzen oder stehen in Grüppchen noch länger zusammen, bevor sie sich in der Winternacht auf den Nachhauseweg machen. Viele neue Begegnungen hat es unter den Teilnehmern gegeben, angeregt durch das gute Essen und die tiefe Menschlichkeit der Protagonisten der vorgestellten Projekte.

(M.G)

 

previous arrowprevious arrow
next arrownext arrow
 
Getagged mit: ,