Neue Freiwillige in Athen eingetroffen
Die Situation in Athen
In den letzten Wochen ist es für die Menschen, die in den Lagern außerhalb der griechischen Hauptstadt leben, immer schwieriger geworden, Athen zu erreichen, denn der öffentliche Nahverkehr wurde eingestellt. Nur wenige Organisationen und Vereine schaffen es, in die Lager zu gehen und Lebensmittel und Kleidung für den Winter zu verteilen. Der Mangel an finanziellen Mitteln erlaubt es ihnen nicht, alle Bedürfnisse der Geflüchteten zu decken, von rechtlicher bis hin zu medizinischer Hilfe und viele von ihnen mussten in den letzten Monaten ihre Dienste aufgeben oder reduzieren.
Die Menschen in den Lagern können diese nur verlassen, wenn sie im digitalen Erkennungssystem registriert sind, die anderen bleiben entweder eingeschlossen oder dürfen nicht zurückkehren, falls sie sich entschließen, die Lager zu verlassen. Eine große Zahl der Kinder hat keinen Zugang zu Bildung, da die Transportmöglichkeit fehlt, sie ab vom Schuss leben und sie im griechischen Bildungssystem diskriminiert werden. Diesen Hintergrund sollte man kennen, um das Werk unserer Freunde Filippo und Fabiola in Athen besser zu verstehen, für das wir bei den diesjährigen Weihnachtsspendenaktionen sammeln wollen und das auch von Freiwilligen unterstützt wird. Diese Freiwilligen gehören zu "Operazione Colomba", dem gewaltfreien Friedenskorps der Gemeinschaft Papst Johannes XXIII. Sie verfügen über Erfahrung in Konfliktgebieten wie Palästina, Libanon, Kolumbien und Albanien. Der Einsatz der Freiwilligen dauert in der Regel ein Jahr und die neue "Truppe" kommt dann immer zwischen Oktober und November. Hier berichtet Filippo über den Abschied der alten Freiwilligen und die Ankunft der neuen Gruppe:
"Anfang Oktober verabschiedeten wir uns von einigen Freiwilligen, die nach Italien zurückgekehrt sind, nachdem sie in den vorangegangenen Monaten einen wertvollen Beitrag geleistet hatten. Eine der letzten Aufgaben bestand darin, einem der jungen Überlebenden des Schiffsunglücks von Pylos zu helfen und wieder Kontakt zu seinem Bruder aufzunehmen, von dem er seit einigen Tagen nichts mehr gehört hatte. Der Bruder war zu Fuß auf der sogenannten Balkanroute von Syrien in die EU unterwegs. Der Kontakt brach aber während der Flucht ab. Dank der Zusammenarbeit und Freundschaft mit einer anderen Freiwilligengruppe, die in Bulgarien tätig ist, konnte man den Jungen mit seinem Bruder in Bulgarien in Verbindung bringen. Wir erfuhren, dass er aus gesundheitlichen Gründen die Flucht unterbrechen musste und von einer bulgarischen Familie gerettet worden war. Kurze Zeit später wurde er jedoch in die Türkei zurückgebracht und dann nach Syrien zurückgeschoben.
Drei neue Freiwillige von Operazione Colomba sind nun gekommen, die ein Jahr lang vor Ort bleiben und uns bei den wichtigsten Aufgaben helfen werden, die wir hier haben: Austausch, Vernetzung, Überwachung und das Anprangern von Menschenrechtsverletzungen. Das sind die grundlegenden Aufgaben, die die Menschen, die sich in diesem Projekt engagieren, in diesem und in den kommenden Jahren verfolgen werden. In ihren ersten Einsatzwochen arbeiteten sie daran, den Kontakt sowohl zu den Menschen, die bereits von früheren Freiwilligen betreut wurden, als auch zu den neuen Menschen, die sie bei den Flüchtlingslagern von Ritsona und Schisto kennengelernt haben, aufzubauen. Die Beziehungen zu Nichtregierungsorganisationen, Vereinen und Verbänden in der Region sowie zu Anbietern von Dienstleistungen für Migranten und Geflüchtete sind dabei sehr wichtig. Angesichts der Verschlechterung der Lebensbedingungen in den Lagern und des Migrationskontextes in Griechenland sowie das Problem des Wintereinbruchs, der Begegnungen außerhalb der Lager erschwert, arbeiten die Freiwilligen daran, neue Wege zu finden, um ihre Unterstützungsaktivitäten fortzusetzen. Die Präsenz beim Lager Ritsona wird fortgesetzt. Hier wird der Kontakt zu vielen schutzbedürftigen Menschen gepflegt. Unter anderem zu einer kongolesischen Frau mit einem großen Gebärmuttermyom, die seit zwei Jahren auf eine Operation wartet, zu einer Familie aus dem Irak mit fünf Kindern und einer Frau, mit einem elf Monate alten Baby, die Opfer von Gewalt wurde."
Filippo und Fabiola setzen mit den Freiwilligen ein Zeichen der Hoffnung für so viele Menschen, die sonst verzweifeln würden. Wir möchten ihre Arbeit so gut wie möglich unterstützen, auch dank Ihrer Spende!